Die gebürtige Ellwangerin Celine Gentner hat sich als Malerin von
Tierportraits in Süddeutschland einen Namen gemacht
Das Reh lugt durchs Unterholz, wittert, verharrt, Auge in Auge mit
seinem Betrachter. Jener steht, nicht minder erstaunt. Weil er einen
solchen Blick nicht alle Tage erlebt. Aus dem Bild heraus und durch
einen hindurch. Mit einer Intensität die die Worte Celine Gentners
umso deutlicher unterstützen, als sie sagt: „Ich will weg vom Image,
dass Tiermalerei immer einen röhrenden Hirsch zeigen muss."
Klassische Kaufhaus-Motive sucht man folglich bei der in Stödtlen
lebenden Tiermalerin vergebens.
Obwohl man Tiere in Hülle und Fülle findet. Die schauen einen an, ganz
direkt, lassen nicht mehr los. Ob im Portrait, ob in freier Wildbahn
und mitten in der Bewegung. Weil Celine Gentner nicht nur Wert auf die
bloße Darstellung legt, weil sie Position, Blick und das zukünftige
Arrangement auf der Leinwand zuerst in ihrer Phantasie entwirft, ehe
sie in ihrem Skizzenbuch erste Szenen aufreißt: „Ein Bild entsteht im
Kopf, arbeitet dort eine ganze Weile, ehe ich zum Bleistift greife!"
Bis zur endgültigen Umsetzung auf der Leinwand können abermals Wochen
und Monate vergehen. Denn die Malerin beginnt erst dann mit ihrer
Arbeit, wenn sie alle Details ausgeklügelt hat.
Die freischaffende Künstlerin fertigt Tiergemälde, im Blick stehen
einheimische Wildtiere und Greifvögel, aber auch - oft aber auch
Pferdeportraits oder Hundeportraits im Auftrag, aus der puren Lust an
der Szenerie. Und sie widmet sich seit einigen Jahren der afrikanischen
Fauna, die sie seit einer Reise durch die Savanne nicht mehr loslässt;
zeigt Geparden, Büffel, Löwen.
Es ist die Spannung zwischen exakt dargestellten Tieren und
lichtdurchfluteter Landschaft, zwischen Verweilen und Bewegung vor
impressionistisch anmutendem, zerfließendem Hintergrund, die den
unverwechselbaren Stil ihrer Bilder ausmacht. Diese finden immer mehr
Anklang: Auftraggeber hat Celine Genter vom Bodensee bis Frankfurt,
etwa entsprechend dem Gebiet, in dem sie bislang auch ausstellte. Dabei
hatte sie das mit der Tiermalerei eigentlich gar nicht geplant, als sie
auf der Mannheimer Rodel-Schule ihr Kunststudium aufnahm. Der
Vorsitzende des Deutschen Falken-Ordens fragte während eines Besuches
der Schule bei Celine Gentner an, ob sie Tiere im Auftrag darstellen
würde - der Grundstein für die Wildtiermalerei war gelegt. Im Laufe der
Jahre perfektionierte die Künstlerin ihr Können immer weiter, zuletzt
im Rahmen eines vom Kulturausschuss des DJV verschafften Stipendiums
bei einem der renommiertesten noch lebenden Wildtiermaler, Prof.
Manfred Schatz.
Tiere in Bewegung stellt Celine Gentner am allerliebsten dar. Wenn sie
spielen kann mit Licht und Schatten, mit den Stimmungen kalter
Wintermorgen, hereinbrechender Sommergewitter oder der glühenden Hitze
der afrikanischen Steppe: „Ich mag gedeckte Farben, auch im Stile der
alten holländischen Malerei. Ich würde niemals eine bunte Wiese vor
einem blauen Sommerhimmel malen wollen." Sie beobachtet die heimischen
Wildtiere in Wald und Flur, um sie zu skizzieren und
die Stimmungen auf sich wirken lässt. Gemalt wird dann im
Atelier täglich fünf bis sechs Stunden und ausschließlich bei
Tageslicht.
Rund 70 bis 200 Stunden braucht die gebürtige
Ellwangerin im Schnitt für ein Bild. Dann besticht es nicht nur durch
Perfektion, sondern vor allem durch Wärme und Lebendigkeit: „Was im
Zeitalter der Abstraktion nicht von allen Menschen honoriert wird", wie
sie erfahren hat. Doch die Künstlerin weiß, was sie will: Gegen den
Strom schwimmen, exakt darstellen, was sie sieht: „Sonst stirbt diese
naturalistische, gegenständliche Malerei aus." Kritiker haben ihr
meisterhaftes handwerkliches Können, feines Gespür für Farben und Liebe
zu den Geschöpfen ihrer Werke attestiert. Doch das alleine ist es
nicht, was Celine Gentners Motive ausmacht, was ihnen eine Lebendigkeit
verleiht, die auch jenen atemlos stehen lässt, der ansonsten andere
Stilrichtungen bevorzugt. Weil sie die Seele eines Tieres erfasst. Die
einen anschaut, durch die Augen hindurch mitten ins Herz.